
Nach monatelanger Stille und Verzögerungen hat Intel offiziell die Rückkehr in den Wettbewerb auf dem Markt für KI-Chips angekündigt. Auf der Open Compute Summit stellte das Unternehmen einen neuen Grafikprozessor für Rechenzentren vor – Crescent Island – der für das Jahr 2026 angekündigt ist. Dieser soll das Fundament für Intels neuen Ansatz in der künstlichen Intelligenz bilden – offener, modularer und auf praktische Anwendungen fokussiert, nicht nur auf Zahlen in Benchmarks.
„Dieser Chip wurde mit dem Fokus auf Inference entwickelt, auf das reale Funktionieren von KI-Modellen und nicht nur auf deren Training. Wir wollen das beste Preis-Leistungs-Verhältnis bieten – echte performance per dollar“ – sagte Sachin Katti, Technologiechef von Intel.
Crescent Island – ein für AI und Effizienz optimierter Chip
Crescent Island wird eine GPU-Architektur sein, die für Rechenzentren entwickelt wurde und Aufgaben im Zusammenhang mit AI bewältigen soll – von der Ausführung von Sprachmodellen bis hin zur Echtzeitanalyse. Der Chip wird 160 GB Speicher bieten, obwohl es sich nicht um den schnellen HBM (High Bandwidth Memory) handelt, der von AMD Instinct oder Nvidia Hopper bekannt ist. Stattdessen hat Intel auf eigene, bewährte Lösungen aus Verbraucherkarten zurückgegriffen, um die Kosten zu senken und die Energieeffizienz zu verbessern.
Obwohl das wie ein Kompromiss klingt, könnte es in der Praxis ein vernünftiger Schritt sein – Intel zielt auf Kunden ab, die nach einer günstigeren, skalierbaren Alternative zu den teuren Plattformen von Nvidia suchen.
Neue Strategie: Offenes Ökosystem und modulares Design
Katti betonte, dass Intel auf ein offenes und modulares Kooperationsmodell mit den Kunden setzt. Das bedeutet, dass Unternehmen Intels Chips mit Lösungen anderer Hersteller kombinieren können – einschließlich GPUs von Nvidia oder AMD. „Wir wollen die Kunden nicht in ein einziges Ökosystem einsperren. Wir setzen auf mix and match, denn wir wissen, dass der AI-Markt heute so aussieht“ – sagte Katti.
Dieser Ansatz könnte entscheidend sein – insbesondere in Zeiten, in denen große Cloud-Unternehmen wie Amazon oder Google eigene AI-Chips entwickeln und nach Möglichkeiten suchen, sich in die bestehende Infrastruktur zu integrieren.
Zusammenarbeit mit Nvidia und Plan für die Rückkehr zu jährlichen Premieren
Eine Überraschung für den Markt war die Information, dass Nvidia 5 Milliarden Dollar in Intel investiert hat, was etwa 4% seiner Aktien umfasst. Beide Unternehmen werden bei der Entwicklung neuer Prozessoren für PCs und Rechenzentren zusammenarbeiten – was ein Versuch sein könnte, die Zusammenarbeit angesichts der zunehmenden Konkurrenz durch AMD und Cloud-Chiphersteller zu verstärken.
Intel plant auch einen neuen Rhythmus für die Premieren: ein AI-Chip pro Jahr, ähnlich wie Nvidia oder AMD. Dies soll dem Unternehmen ermöglichen, schneller auf Marktveränderungen und die Entwicklung von generativer AI zu reagieren, deren Nachfrage nach der Einführung von ChatGPT explodiert ist.
Herausforderungen: Verzögerungen, Erinnerung und verlorene Dynamik
Es sieht jedoch nicht alles rosig aus. Crescent Island entsteht zu einem Zeitpunkt, als Intel immer noch der Konkurrenz hinterherjagt, und seine früheren Projekte, wie Gaudi oder Falcon Shores, wurden eingefroren. Der Chip wird auch keinen hochmodernen HBM-Speicher erhalten, was bedeutet, dass er in reiner Leistung möglicherweise nicht mit den Spitzenlösungen der Konkurrenz mithalten kann.
Doch CEO Lip-Bu Tan versichert, dass das Unternehmen wieder auf den richtigen Weg zurückfindet:
„Wir wollen nicht mehr nur dem Markt hinterherjagen. Wir wollen zurück ins Spiel – mit einer eigenen Identität und einer realistischen Alternative zu den aktuellen Marktführern.“
Was kommt als Nächstes?
Intel plant, sein AI-Portfolio zu erweitern, indem es nach und nach Chips mit unterschiedlichen Leistungsstufen einführt – von günstigen Karten für die Inferenz bis hin zu spezialisierten Prozessoren für große Sprachmodelle. Crescent Island soll daher der erste Schritt zur Wiederherstellung des Rufs von Intel als realer Akteur im Bereich der künstlichen Intelligenz sein.