IMAX gegen Kinos. Netflix und „Narnia” haben einen Sturm in der Branche ausgelöst — Vue kritisiert scharf die Exklusivität!

Calendar 11/19/2025

IMAX sichert sich „Narnia“ exklusiv, und Vue reagiert empört. Das neue „2+2“-Modell von Netflix könnte das gesamte Kinöko­system ins Wanken bringen.

IMAX hat einen lautstarken Vertrag mit Netflix unterzeichnet, durch den die neue Adaption von „Die Chroniken von Narnia“ exklusiv auf IMAX-Leinwänden bei der Kinopremiere gezeigt wird. Und genau diese Entscheidung hat in der Branche einen echten Sturm entfesselt. Vue (ehemals CinemaxX) — das größte private Kinonetzwerk in Europa — greift IMAX offen an, obwohl es selbst in einigen Ländern IMAX-Säle betreibt. Der Grund? Laut dem Chef von Vue ist es ein Schlag gegen die Grundlagen des Kino-Ökosystems.

Was ist passiert? Streit um „Narnia” und das außergewöhnliche Modell „2 + 2”

Der Konflikt hatte sich über Monate hinweg angestaut, seit bekannt wurde, dass IMAX sich die Exklusivität für Narnia: Der Neffe des Magiers in Kinos gesichert hat. Der Film wird nur in IMAX-Kinos für 2 Wochen gezeigt, danach… völlig aus den Kinos für weitere 2 Wochen verschwinden, um am 25. Dezember 2026 sein Debüt auf Netflix zu geben. Dies ist ein umstrittenes Modell „2 + 2”, das praktisch 99 % der Kinos weltweit von der Premiere ausschließt.

Die meisten großen Kinoketten haben bereits ähnliche Vorschläge von Netflix abgelehnt – die zu kurze Exklusivität und die zu schnelle Streaming-Premiere sind für sie ein Schlag für das traditionelle Verteilungsfenster.

Netflix kann sich das leisten – seit 2018 hat es die Rechte an der Adaption aller sieben Bücher, die über 100 Millionen Mal verkauft wurden.

Vue: „IMAX ruiniert das Kinokosmos”

Tim Richards, Gründer und CEO von Vue, hat einen scharfen offenen Brief veröffentlicht, der unter anderem von „Variety” zitiert wurde. Seiner Meinung nach hat IMAX nicht nur Branchenregeln gebrochen, sondern drängt auch andere Filmemacher in die gleiche Richtung:

„IMAX hat nicht nur diesem restriktiven Modell zugestimmt, sondern ermutigt sogar andere Kreative, es zu wiederholen. Damit riskiert er die Zerstörung des Ökosystems, das den Erfolg von Filmen in Kinos ermöglicht.”

Richards behauptet, dass nicht nur die Branche unter dem Vertrag leidet, sondern vor allem die Zuschauer:

„Millionen von Familien, die Narnia im Kino sehen möchten, werden dieser Möglichkeit beraubt.”

Vue weist auch darauf hin, dass andere Premiumformate — Dolby Cinema, Cinemark XD, oder das eigene Format von Vue mit dem Namen EPIC, das 2025 eingeführt wurde — oft mehr pro Kino verdienen als IMAX, aber ebenfalls vollständig von der Premiere ausgeschlossen werden.

„IMAX ist nur eine Option. Nicht die einzige”. Richards greift die Grundlagen an

In seinem Schreiben stellt Richards die Dominanz von IMAX in Frage und erinnert daran, dass:

  • IMAX weniger als 1% der Bildschirme weltweit ausmacht.

  • Es ist nicht notwendig für gigantische Erfolge — ein Beispiel ist „Barbie“, die nicht in IMAX Premiere feierte und 1,5 Milliarden Dollar einspielte.

  • Viele Regisseure bevorzugen andere Technologien. Greta Gerwig (Regisseurin von „Die Chroniken von Narnia“) hat schon früher zugegeben, dass sie Projektionen in Dolby Vision + Dolby Atmos vorzieht.

Richards betont auch, dass die Qualität der Technologien abrupt angeglichen wurde:

  • HDR-Projektoren von Dolby, Christie und Barco liefern Bilder, die die früheren Vorteile von IMAX „übertreffen“,

  • Dolby Atmos mit 64 Kanälen bleibt der branchenweite Standard für Sound,

  • und PLFs (Premium-Großformat) heute weitaus vielfältiger sind.

Die Schlussfolgerung von Vue ist klar:

„Die Branche sollte mit den Studios zusammenarbeiten und sich auf das Erlebnis des Zuschauers konzentrieren. Niemand sollte die Leute überzeugen, dass es nur einen richtigen Weg gibt, einen Film zu schauen”.

fot. Bilder vom Set "Narnia"

Hat IMAX übertrieben? Die Branche steht am Rande eines neuen Konflikts

Es handelt sich nicht um einen gewöhnlichen Streit über eine Premiere. Der Einsatz – so Vue – ist die Zukunft des Kinomarktes und der seit Jahren geltenden Regeln. Die größten Kinos verlangen weiterhin mindestens 45 Tage Exklusivität im Kino, bevor der Film ins Wohnzimmer des Zuschauers gelangt. Das Modell „2 + 2“ ist etwas, das die Branche noch nicht gesehen hat. Und wenn es sich im Fall von „Narnia“ bewährt, könnten andere denselben Weg gehen. Das wäre ein weiterer Schritt in eine Welt, in der Streaming die Bedingungen diktiert und Kinos um ihr Überleben kämpfen.

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Katarzyna Petru

Journalist, reviewer, and columnist for the "ChooseTV" portal