Der Streit mit IMAX und die Einführung des eigenen Premium-Kinoforformats Epic haben dazu geführt, dass das Vue-Netzwerk (einschließlich CinemaxX) begann, seine IMAX-Säle zu schließen und umzuwandeln. Dies ist eine wesentliche Wendung, da wir von dem größten privaten Kinonetzwerk in Europa sprechen, das seit Jahren einer der wichtigsten Partner von IMAX ist.
Vue arbeitet seit 2015 mit IMAX zusammen und ist seit 2016 auf dem britischen Markt aktiv. Im Laufe der Jahre waren die Großbild-IMAX-Leinwände für die Zuschauer ein Synonym für „besseres Kino“ – auch wenn es in der Praxis selten Säle waren, die die Kriterien für echtes, vollwertiges IMAX erfüllten. Für viele Filmfans gilt IMAX nach wie vor als der Höhepunkt des klassischen Projektionkinos.
Dieses Bündnis bricht gerade auseinander.
Von Narnia zum offenen Konflikt
Die Beziehungen zwischen Vue und IMAX begannen zu bröckeln im Zuge des lautstarken Vertrags von IMAX mit Netflix. Es geht um exklusive Kinoaufführungen des neuen "Narnia", auf die sich IMAX trotz verkürztem Exklusivfenster eingelassen hat. Für die Kinonetzwerke war das ein Alarmzeichen – IMAX begann, anstelle des traditionellen Distributionsmodells Zugeständnisse an das Streaming zu machen.
Bald darauf präsentierte Vue eine direkte Alternative zu IMAX – ein eigenes Premiumformat namens Epic. Das war keine kleine Anpassung der Strategie, sondern eine offene Konfrontation mit dem bisherigen Partner. Öl ins Feuer gossen die letzten Äußerungen des CEO von Vue, der IMAX öffentlich beschuldigte, das gesamte Ökosystem der Kinos zu untergraben.
Schließungen der IMAX-Säle im Vereinigten Königreich
Die Auswirkungen dieses Krieges sind bereits in der Praxis sichtbar. Vue hat begonnen, IMAX-Säle im Vereinigten Königreich zu schließen, um sie in Epic-Auditorien umzuwandeln. Dieser Prozess hat bereits in Nottingham, Cheshire und Leeds stattgefunden oder ist im Gange. Epic beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Inseln. Säle in diesem Format werden auch in den Niederlanden und in Italien errichtet oder sind im Bau.
In anderen Regionen, wie den nordischen Ländern, gibt Vue momentan keinen Zeitplan für die Änderungen bekannt. Wie Mirko Engel, PR & Brand Communications Manager von Vue / CinemaxX, mitteilte, bleibt IMAX dort ein Premium-Partner – zumindest im Moment.
Gleichzeitig hat die Geschäftsführung von Vue ehrgeizige Pläne für die Entwicklung von Epic angekündigt: mindestens 50 Säle bis 2027, wobei die ersten 11 bereits 2025 starten sollen. Zu den potenziellen weiteren Märkten zählen Dänemark, Polen und Deutschland.
Epic und „HDR”, das kein HDR ist
Vue bewirbt Epic stark als Format, das HDR bietet und auf Barco-Projektoren basiert. Das Problem ist, dass wir hier eher von Marketing als von echter HDR-Bildqualität sprechen.
Barco-Projektoren sind in der Lage, ein HDR-Signal zu empfangen, Tone Mapping durchzuführen und ein Bild mit höherer Helligkeit darzustellen, aber das geschieht auf Kosten des Schwarztons, also des dynamischen Kontrasts. In der Praxis liegt der maximale Kontrast solcher Projektoren bei etwa 1000:1 – und das unter idealen Bedingungen, in denen alles im Raum schwarz ist, einschließlich der Kleidung der Zuschauer.
In der Zwischenzeit erfordert kinotechnisches HDR in der DCI-Spezifikation einen Kontrast von mindestens 60.000:1, Schwarz von 0,005 Nits und eine Spitzenhelligkeit von 300 Nits. Heute sind solche Parameter nur mit LED-Bildschirmen für Kinos erreichbar. Kein Projektor hat eine DCI HDR-Zertifizierung, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich das ändern wird – es sei denn, die HDR-Spezifikation für Kinos wird in Zukunft stark verwässert.
IMAX kontra Epic – der Beginn einer größeren Veränderung?
Der Schritt von Vue zeigt mehr als nur einen lokalen Konflikt. Es ist ein weiteres Signal, dass Kinoketten immer häufiger volle Kontrolle über ihre eigenen Premiumformate haben wollen, anstatt auf externe Marken wie IMAX angewiesen zu sein.
Die Frage ist, ob Epic die Zuschauer tatsächlich als echte Alternative überzeugen kann oder ob es „IMAX unter einem anderen Namen“ mit ähnlichen technischen Einschränkungen bleibt. Eins ist sicher – der Krieg um das Premiumformat in den Kinos hat gerade erst begonnen.
Katarzyna Petru












