Samsung Onyx Cinema LED debütiert in Europa – neue Kinoleinwand ohne Projektor

Calendar 6/18/2025

Samsung hat nicht nur einen Stand nach Barcelona gebracht, sondern auch eine konkrete Vision für die Zukunft von Kinosälen. Auf der CineEurope 2025 präsentierte das Unternehmen offiziell die neue Version des Onyx Cinema LED – einer Kinoleinwand, die nicht mit Licht aus einem Projektor arbeitet, sondern selbst leuchtet. Es ist keine völlige Neuheit, aber erst jetzt hat die Lösung die Möglichkeit, in Europa breitere Anerkennung zu finden. Die Frage lautet nicht mehr „funktioniert das“, sondern: „wird es angenommen?“

Onyx Cinema LED – moderner LED-Kinobildschirm von Samsung

Leuchtende Wand gegen klassischen Projektor – wo liegt der Unterschied?

Onyx Cinema LED bietet eine maximale Helligkeit von bis zu 300 Nits, während ein typischer Kinoprojektor auf einem Niveau von 50-100 Nits des reflektierten Lichts arbeitet. Der Unterschied ist kolossal – insbesondere bei Tageslichtszenen, Spezialeffekten oder HDR-Inhalten (die, wenn wir im Bereich der Projektoren sprechen, nicht wirklich Sinn machen). Zudem bietet die LED-Leinwand auch ein viel tieferes Schwarz.

Aber es ist nicht so, dass Projektoren aus der Mode kommen. Sie haben ihre Vorteile: Sie sind vor allem günstiger. Onyx setzt hingegen auf Schärfe, Kontrast und die Bereitschaft, Materialien in 4K bei 120 Bildern pro Sekunde wiederzugeben. Das könnte in Zukunft nützlich sein, aber heute entstehen die meisten Filme ohnehin in 24 B/s.

HDR im Kino?

Das interessanteste Argument von Samsung ist HDR. Durch die höhere Helligkeit kann der Bildschirm Inhalte mit einem größeren tonalem Bereich anzeigen – helle Elemente werden nicht ausgewaschen und dunkle verschmelzen nicht zu Grau. Bisher verfügten die meisten Kinos nicht über die Technologie, die HDR in vollem Umfang zeigen kann. Jetzt könnte sich das ändern. Aber das funktioniert nur, wenn der Film tatsächlich mit HDR im Hinterkopf erstellt wurde – und davon gibt es bisher noch nicht allzu viele, zumindest bis jetzt.

Pixar Disney setzt auf Onyx.

Samsung und Pixar arbeiten gemeinsam an HDR im Kino
Pixar nutzt Onyx Cinema LED für die Produktion des Films „Elio”

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Pixar ist der Onyx-Bildschirm in ein Studio in Kalifornien gekommen und wird für die Produktion von Filmen genutzt – der erste Titel, „Elio“, wird gerade in der 4K HDR Version auf dem LED-Bildschirm debütieren. Es gibt kaum eine bessere Empfehlung als die Tatsache, dass die Schöpfer solch anspruchsvoller Animationen sich gerade für diese Technologie als Referenz entschieden haben!

Technologie mit Potenzial, aber auch mit Einschränkungen

Samsung bietet Onyx in vier Größen (5, 10, 14 und 20 Meter) an, was eine gewisse Flexibilität bei der Gestaltung von Räumen ermöglicht.

  • 5 Meter197 Zoll

  • 10 Meter394 Zoll

  • 14 Meter551 Zoll

  • 20 Meter787 Zoll

Das Unternehmen lockt auch mit einer 10-jährigen Garantie, was in der Welt kostspieliger Investitionen beruhigend wirken kann. Aber LED bedeutet immer noch eine höhere Einstiegshürde, sowohl finanziell als auch logistisch. Eine Kalibrierung – obwohl weniger abhängig von der Lichtquelle – ist weiterhin erforderlich. Und die Technologie selbst kann für einige Zuschauer zu „ideal“ sein – sie erinnert zu sehr an einen Fernseher.

Wie viel kostet so ein Bildschirm?

Module für den Onyx-Bildschirm

Der Samsung Onyx Cinema LED-Bildschirm ist keine monolithische Fläche – er besteht aus kleineren LED-Modulen, die wie Bausteine zu einem größeren Ganzen montiert werden. Jedes dieser Module hat eine Größe von etwa 64 × 89 cm und der Preis beginnt bei 3300 Dollar – und hier spricht man eher von Großbestellungen als vom Kauf eines einzelnen Stücks für das Wohnzimmer.

Zum Vergleich: ein standardmäßiger 65-Zoll-Fernseher (das sind ungefähr 1,44 Meter breit) kostet etwa 1000 Dollar. In der Zwischenzeit benötigt man etwa 80 solcher Module, um einen Onyx-Bildschirm mit einer Breite von 10 Metern und im Format 21:9 – wie im Kino – zu erstellen, was sich auf die reinen Kosten der Panels von 264.000 Dollar summiert. Bei einem 20-Meter-Bildschirm (ähnlich dem, was wir in IMAX-Kinos antreffen) steigt die Anzahl der Module exponentiell an – wir nähern uns dann einem Betrag von 1.000.000 Dollar.

Und das sind immer noch nur die Module. Zum kompletten Set kommen noch Controller, Stromversorgung, Gehäuse, Montagesystem, Kühlsystem sowie professionelle Installation und Kalibrierung hinzu. Kurz gesagt: Der Preis erreicht ein Niveau, das für kommerzielle Kinos eine Investition für Jahre sein kann, für den durchschnittlichen Nutzer hingegen – eine Neuheit aus der Zukunft.

Das Kino verändert sich, aber Projektoren werden noch lange nicht auf den Schrottplatz kommen

Onyx Cinema LED ist ohne Zweifel eine Revolution in der Welt der Kinotechnologie – nicht nur in Bezug auf die Parameter, sondern auch in der Philosophie der Bilddarstellung. Ein leuchtender Bildschirm anstelle eines Projektors ist eine fundamentale Veränderung. Nur so viel, dass, wie das bei Revolutionen üblich ist, nicht jeder Saal und nicht jeder Betreiber darauf vorbereitet ist.

Erwarten wir also nicht, dass in naher Zukunft in einem durchschnittlichen Multikino oder Cinema City jemand beginnt, Projektoren auf den Müll zu werfen. Aber man kann das auch nicht völlig ausschließen – denn wenn die Branche sich entscheidet, in Richtung "Premium-Erlebnis" und technologischer Überlegenheit zu gehen, könnte Onyx genau der Weg sein, der die Spielregeln ändert.

Momentan ist es ein Angebot für die Wenigen. Aber vielleicht wird es schon in ein paar Jahren – der Standard für viele.