Die Welt nach dem Smartphone. VC aus dem Silicon Valley setzt auf eine neue Art der Interaktion!

Calendar 12/31/2025

Geht die Ära der Smartphones zu Ende? Investoren aus dem Silicon Valley prognostizieren, dass Telefone innerhalb des nächsten Jahrzehnts durch neue Schnittstellen ersetzt werden – von Wearables bis hin zu sprachgesteuerten und KI gestützten Geräten.

Der Mitgründer von True Ventures, Jon Callaghan, glaubt, dass wir in fünf Jahren nicht mehr in der jetzigen Form Smartphones nutzen werden, und in zehn Jahren könnten sie vollständig aus unserem Alltagsleben verschwinden. Dies ist keine provokante These für einen Podcast-Clip, sondern eine realistische Investitionsrichtung, auf die der Fonds Geld setzt.

True Ventures gehört nicht zu den medienwirksamsten Fonds im Silicon Valley. In 20 Jahren Geschäftstätigkeit hat das Unternehmen jedoch ein beeindruckendes Portfolio aufgebaut – von Verbraucher-Marken wie Fitbit, Ring oder Peloton bis hin zu Unternehmensfirmen wie HashiCorp und Duo Security. Insgesamt verwaltet True heute etwa 6 Milliarden Dollar in 12 Seed-Fonds und vier Select-Fonds, die für die weitere Finanzierung von Unternehmen aus dem Portfolio bestimmt sind, die Schwung aufnehmen.

Die Ergebnisse dieser Strategie sind konkret. Wie Callaghan berichtet, hat True 63 erfolgreiche Exits und sieben Börsengänge verzeichnet, und das Portfolio umfasst etwa 300 Unternehmen. Erfreulicherweise arbeitet der Fonds immer häufiger erneut mit denselben Gründern zusammen. Drei der vier Exits von True im vierten Quartal 2025 betrafen genau die Gründer, die nach früheren Erfolgen zurückgekehrt sind.

Smartphone als schwaches Interface

Am interessantesten sind jedoch nicht die Zahlen, sondern die Denkweise von Callaghan über die Zukunft der Beziehung zwischen Mensch und Technologie. Seiner Meinung nach ist das Smartphone ein schwaches Interface zwischen Menschen und Intelligenz. – Die Art und Weise, wie wir heute das Telefon herausnehmen, um auf eine Nachricht zu antworten, ein Treffen zu bestätigen oder eine E-Mail zu schreiben, ist unglaublich ineffektiv. Es ist ein Interface, das anfällig für Fehler ist und uns ständig aus dem Rhythmus des Lebens bringt – erklärt er.

Deshalb sagt Callaghan nicht direkt, dass das iPhone in fünf Jahren verschwinden wird, ist jedoch überzeugt, dass wir es auf ganz andere Weise nutzen werden. Und im Perspektiv eines Jahrzehnts – vielleicht überhaupt nicht mehr. Diese Überzeugung hat dazu geführt, dass True seit Jahren alternative Interfaces untersucht: hardwarebasierte, softwarebasierte und hybride. Wie zuvor bei Fitbit, Peloton oder Ring geht es nicht um das Gadget selbst, sondern um eine neue, natürlichere Art der Interaktion mit Technologie.

Ring statt Telefon

Das frischeste Beispiel für diese These ist Sandbar – ein Gerät, das Callaghan als „Begleiter der Gedanken“ bezeichnet. In der Praxis ist es ein sprachgesteuertes Ring, das am Zeigefinger getragen wird. Seine einzige Aufgabe ist es, Gedanken schnell aufzufangen und in Form von Sprachnotizen zu ordnen. Sandbar versucht nicht, ein weiteres AI-Pin zu sein oder mit intelligenten Ringen zur Gesundheitsüberwachung zu konkurrieren. – Dieses Gerät macht eine Sache wirklich gut. Und diese eine Sache befriedigt ein grundlegendes Bedürfnis, das die Technologie heute nicht erfüllt – sagt Callaghan.

Es geht nicht um das passive Aufzeichnen der Umgebung, sondern um den Moment, in dem eine Idee entsteht. Der Ring soll immer griffbereit sein, bereit für ein „Gespräch“ mit dem Nutzer. Das Ganze funktioniert in Kombination mit einer App und KI, aber die Philosophie ist entscheidend – die Interaktion mit der Intelligenz soll weniger invasiv und natürlicher sein. Hinter Sandbar stehen Mina Fahmi und Kirak Hong, die zuvor mit CTRL-Labs verbunden waren, einem Unternehmen, das neuronale Schnittstellen entwickelt, das 2019 von Meta übernommen wurde. Es war die Kohärenz der Visionen der Gründer mit dem langfristigen Denken von True, die über die Investition entscheiden sollte.

– Dies ist keine Geschichte über den Ring. Es ist eine Geschichte über das Verhalten, das dieser Ring ermöglicht und ohne das wir bald nicht mehr leben wollen – betont Callaghan.

Kein Gadget, sondern Verhalten

Dieser Ansatz erinnert an die Erzählung, die Callaghan vor Jahren um Peloton aufgebaut hat. „Es geht nicht um das Fahrrad“ – sagte er immer wieder. Das Fahrrad war nur ein Träger für ein neues Trainings- und Gemeinschaftsmodell. Ähnlich soll es mit den nächsten Schnittstellen nach dem Smartphone sein. Diese Konzentration auf Verhaltensweisen und nicht auf die Geräte selbst ermöglicht es True, die Kapitaldisziplin zu wahren. Der Fonds konzentriert sich weiterhin auf Seed-Runden – in der Regel von 3 bis 6 Millionen Dollar für 15–20 % Anteile – anstatt hinter milliardenschweren Bewertungen von KI in der Frühphase herzulaufen.

– Warum Milliarden sammeln, wenn man das heute nicht tun muss, um wirklich bahnbrechende Dinge zu schaffen – sagt Callaghan.

Vorsichtiger Optimismus gegenüber AI

Obwohl Callaghan zugibt, dass OpenAI möglicherweise bald eine Bewertung von einer Billion Dollar erreichen könnte, betrachtet er den AI-Boom mit gewisser Besorgnis. Er weist auf die enormen, bis zu 5 Billionen Dollar betragenden Investitionen der Hyperscaler in Rechenzentren und Computing-Module hin. – Wir befinden uns in einer sehr kapitalintensiven Phase des Zyklus, und das ist ein Grund zur Besorgnis – schätzt er ein. Gleichzeitig glaubt er, dass der größte Wert erst noch entstehen wird – nicht in der Infrastruktur, sondern in Anwendungen und neuen Schnittstellen, die völlig neue Wege der Nutzung der Technologie ermöglichen.

Telefon auf dem Abstellgleis?

Am Ende kehrt Callaghan zur Investitionsphilosophie zurück, die ChooseTV seit Jahren verfolgt. – Wenn du es richtig machst, sollte es ein bisschen beängstigend, einsam sein, und du solltest hören, dass du verrückt bist. Alles ist dann verschwommen und mehrdeutig, aber du arbeitest mit einem Team, an das du wirklich glaubst – sagt er. Fünf oder zehn Jahre später wird sich zeigen, ob es eine gute Intuition war.

Angesichts der Geschichte von True Ventures und ihrem Gespür für den richtigen Zeitpunkt bei Geräten, die tägliche Gewohnheiten verändern, sind diese Worte ernst zu nehmen. Zumal die Marktdaten scheinen, dies zu bestätigen – der Smartphone-Markt ist praktisch gesättigt und wächst jährlich um etwa 2 Prozent, während Wearables – Uhren, Ringe und Sprachgeräte – zweistellige Wachstumsraten verzeichnen. Es ändert sich etwas in der Art und Weise, wie wir mit Technologie interagieren möchten. Und ChooseTV setzt bereits sein Geld darauf.

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Katarzyna Petru

Journalist, reviewer, and columnist for the "ChooseTV" portal