
Amazon Fire TV steht unter Beschuss. Neuer Bericht: „Big Tech will nicht gegen Piraterie kämpfen“
Ein billiger Dongle, eine Internet-App und ein paar Klicks mit der Fernbedienung reichen aus – um illegale Sportübertragungen aus aller Welt anzusehen. Neuer Bericht von Enders Analysis (über flatpanelshd) kritisiert die größten Technologiefirmen von Big Tech (Google, Microsoft, META, Amazon) und beschuldigt sie der Untätigkeit und sogar der Erleichterung von Piraterie in großem Umfang.
Fire TV – Schlüssel zu illegalen Übertragungen?
Im Zentrum der Anschuldigungen stehen die Fire TV-Geräte von Amazon. Die Autoren des Berichts bezeichnen sie direkt als „Gerät zur Unterstützung von Piraterie“. Gerade über Fire TV, oft entsperrt und verkauft mit vorinstallierten IPTV-Anwendungen, erhalten viele Nutzer Zugang zu illegalen Sportübertragungen. Die Daten sprechen für sich: Bis zu 59% der Briten, die piratene Übertragungen ansehen, tun dies genau über Fire TV – das geht aus den Daten der BBC für das erste Quartal 2025 hervor.
Die Situation wird dadurch verschärft, dass illegale Geräte aktiv auf den sozialen Plattformen Meta – hauptsächlich auf Facebook und WhatsApp – beworben und verkauft werden, wo es an effektiver Moderation von Werbeinhalten fehlt.
DRM? Sollte schützen, funktioniert heute eher nicht
DRM, also Digital Rights Management, sind Sicherheitssysteme, die digitale Inhalte vor unautorisiertem Kopieren und Teilen schützen sollen. Theoretisch sollten sie Piraten daran hindern, Filme und Serien abzufangen. In der Praxis – so der Bericht – funktionieren sie nicht so, wie sie sollten.
Ins Visier der Autoren gerieten zwei wichtige Systeme: Widevine von Google und PlayReady von Microsoft. Genau diese Sicherheitsmaßnahmen verwenden beliebte Streaming-Dienste. Was ist also das Problem? Sie wurden bereits auf verschiedenen Sicherheitsniveaus geknackt – warnt Enders Analysis. Zusätzlich hat Microsoft sein System seit Dezember 2022 nicht aktualisiert, und Google – so der Bericht – engagiert sich nicht ausreichend in der Zusammenarbeit mit den Inhaltsanbietern.
„Über 20 Jahre nach der Premiere befinden sich die DRM-Lösungen von Google und Microsoft in einem dramatischen Zustand. Es fehlt an Engagement und Zusammenarbeit mit der Branche. Es ist einfach nicht ihre Priorität“, betonen die Analysten.
Google erklärte in einer Antwort, dass es Urheberrechtsverletzungen ernst nimmt. Microsoft hat die Angelegenheit überhaupt nicht kommentiert.
Amazon reagiert: Schluss mit Android
Obwohl Fire TV auf Android basiert, kündigt Amazon große Änderungen an. Wie die Redaktion von flatpanelshd bemerkt, plant das Unternehmen, das aktuelle Betriebssystem durch eine ganz neue Plattform namens Vega OS, die auf Linux basiert, zu ersetzen. Ein entscheidendes Detail? Vega OS wird die Möglichkeit der Installation von externen APK-Anwendungen blockieren, was den Vorgang der Installation von nicht autorisierten Streaming-Tools unterbinden könnte.
Piraterie im Zeitalter des Streamings
Der Bericht von Enders Analysis zeichnet ein Bild eines komplexen Problems: Auf der einen Seite steigen die Kosten für den legalen Zugang zu Sport und Filmen, auf der anderen Seite gibt es billige Geräte, schwache Sicherheitsmaßnahmen und eine fehlende entschlossene Reaktion der Technologieriesen. Unternehmen aus der Big-Tech-Gruppe spielen heute eine doppelte Rolle – als Verbündete der Sender und gleichzeitig unwissende Komplizen der Piraten.
Wird die geplante Änderung des Systems bei Fire TV ein Wendepunkt sein? Die Zeit wird es zeigen. Doch die Piraterie ist nach wie vor lebendig. Und die Technologie erleichtert es ihr keineswegs.
Quelle: www.flatpanelshd.com