Bewertung der 4. Staffel „The Bear“! Lohnt es sich, nach einer schwachen 3. Staffel in die Küche zurückzukehren?

Calendar 6/26/2025

Wo kann man The Bear Staffel 4 sehen? Streamingdienste, Starttermine und Zuschauermeinungen – alles, was du vor dem Anschauen wissen musst.

Rezension ohne handlungsspoiler

Die vierte Staffel von „The Bear“ ist eine entscheidende Staffel – obwohl sie nicht unbedingt spektakulär ist. Nach der kühl aufgenommenen dritten Staffel, die in sich wiederholenden Monologen und dem emotionalen Chaos des Hauptcharakters stecken blieb, scheint die neue Serie den Rhythmus zurückzugewinnen. Sie verzichtet nicht auf Introspektion oder die charakteristische Küchenspannung, beginnt aber schließlich, voll durchzuatmen – sie gibt dem Team mehr Raum und lässt die Serie aufhören, sich ausschließlich um Carmy Berzatto zu drehen.

Restaurant als Metapher – wieder mit Sinn

The Bear balanciert erneut an der Grenze zum Fall – sowohl im wörtlichen als auch im symbolischen Sinne. Nach einer vernichtenden medialen Rezension sieht sich das Team mit dem Gespenst der Schließung konfrontiert. Es taucht wieder die ablaufende Uhr auf... aber dieses Mal das Geld, das in das Restaurant investiert wurde, aufgezwungen durch den Investor - Jimmy (Oliver Platt), der nicht mehr bereit ist, in das Geschäft zu investieren. Doch im Gegensatz zur vorherigen Staffel ist dieser tickende Mechanismus nicht mehr nur ein Ornament – er gewinnt an Dramatik und lenkt die Handlungen der Charaktere. Die Serie beginnt Fragen aufzuwerfen, nicht nur darüber, ob es gelingt, das Restaurant zu halten, sondern auch weshalb man eigentlich um dessen Überleben kämpfen sollte.

Die Helden kehren ins Zentrum zurück

Die größte Veränderung – und der größte Sieg der vierten Staffel – ist, dass die Serie endlich ihre gesamte Besetzung öffnet. Sydney (Ayo Edebiri), die in vielen vorherigen Episoden in den Hintergrund gedrängt wurde, erhält eine eigene Handlung, die nicht nur ihren Charakter vertieft, sondern auch hilft, ihre Motivation besser zu verstehen. Wichtig ist, dass diese Entwicklung nicht aufdringlich oder unnatürlich ist – Sydney wird nicht plötzlich zu jemandem ganz anderem, sondern hat endlich genug Bildschirmzeit, um zur Geltung zu kommen.

Ähnlich ergeht es Ebraheim (Edwin Lee Gibson) – früher eine gewöhnliche Nebenfigur, entwickelt er jetzt seinen eigenen Weg, dessen Sinn über die Küche hinausgeht und einen breiteren sozialökonomischen Kontext berührt. Selbst Richie (Ebon Moss-Bachrach), dessen Rolle zuvor zwischen komödiantischer Unterstützung und emotionalem Katalysator für Carmy schwankte, gewinnt an Tiefe – und eine bewusstere Präsenz im Team.

Die Nebenfiguren hören auf, nur ein Zusatz zu sein – sie beginnen, Mitgestalter zu werden. Infolgedessen wird die gesamte Welt von „The Bear“ weniger hermetisch und ausgewogener.

Carmy macht einen Schritt zurück – und gewinnt dadurch

Carmy, obwohl weiterhin im Zentrum der Ereignisse, verliert das Monopol auf die emotionale Erzählung. Das ist gut. In der vorherigen Staffel nahm sein Zusammenbruch fast die gesamte Bildschirmzeit in Anspruch und ließ andere Figuren im Schatten. Diesmal ist zu sehen, dass sowohl Carmy selbst als auch die Schöpfer der Serie lernen, Lehren zu ziehen. Der Held beginnt die Folgen seines Egozentrismus zu erkennen, hört auf, unfehlbarer Chef zu sein, und – was am wichtigsten ist – lässt auch andere zu Wort kommen. Das ist eine subtile, aber wichtige Veränderung, die auf eine mögliche Reifung dieser Figur hinweist, selbst wenn sie nicht im spektakulären Stil erfolgt.

Weniger Spannung, mehr Atem

Technisch beeindruckt „The Bear” weiterhin durch Konsistenz im Stil und ein Gespür für Rhythmus – obwohl die vierte Staffel bewusst das Tempo drosselt. Der dynamische Schnitt weicht längeren Einstellungen, die es den Charakteren und Emotionen ermöglichen, in der Stille nachzuwirken. Die Kamera – oft aus der Hand, nah am Gesicht – folgt den Figuren nicht nur physisch, sondern auch psychologisch und erfasst sensibel Mikrogesten, Zögerlichkeiten und Spannungen. Die Farbgebung bleibt leicht gedämpft, natürlich, als wollte die Serie Intimität und Realismus bewahren – ohne in eine fernsehmäßige Ästhetisierung zu fliehen. Es ist weiterhin ein Bild, das in einem konkreten Raum verankert ist: Küche, Stadt, Erinnerungen – aber mit mehr Atem, größerem Vertrauen in die Zuschauer und Schauspieler. Die Regisseure der einzelnen Folgen erhalten hier mehr Freiraum, und die Musik unterstreicht wie immer die Emotionen, ohne aufdringlich zu sein – manchmal wird sie fast nicht wahrgenommen, und wenn sie zurückkehrt, geschieht dies mit voller Berechtigung.

„Der Bär” wurde im Format 2.00:1 gedreht, was ihm einen leicht filmischen Charakter verleiht und gleichzeitig die Intimität des Fernsehens bewahrt. Die Aufnahmen wurden mit ARRI Alexa Mini LF Kameras in 4K-Auflösung unter Verwendung anamorphotischer Objektive realisiert, die dem Bild Weichheit und filmische Tiefe verleihen. Der visuelle Stil bleibt rau und naturalistisch – mit leichtem Korn, sparsamer Farbgebung und bewusst begrenztem Licht. Die Serie balanciert zwischen Chaos und Ruhe, und die Handkamera verfolgt die Protagonisten aus nächster Nähe, wodurch ein Gefühl von Authentizität ohne unnötige Effekthascherei entsteht.

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Nicht alles funktioniert, aber vieles gelingt

Natürlich gibt es Probleme. Einige Handlungsstränge sind zu lang, andere scheinen zu vertraut. Die Serie ist immer wieder repetitiv – einige Dilemmata tauchen fast in derselben Form wieder auf, als wäre die Zeit für einige Charaktere stehen geblieben. Aber diesmal sind diese Wiederholungen nicht mehr das einzige erzählerische Element – sie sind ein Ausgangspunkt für kleine Veränderungen. Und obwohl es schwerfällt, von einer großen Transformation zu sprechen, gibt die vierte Staffel endlich Hoffnung, dass „The Bear“ nicht in seinem eigenen Erfolg stecken bleibt, jedoch...

Ist es möglich, dass dies das Ende der Geschichte ist?

Es gibt noch keine offizielle Bestätigung, dass dies die letzte Staffel von „The Bear“ ist, aber die vierte Staffel trägt eindeutig die Merkmale eines Abschlusses. Die letzten Episoden hinterlassen den Eindruck einer bewussten Zusammenfassung – sowohl emotional als auch strukturell. Die Schöpfer sammeln an einem Ort die wichtigsten Beziehungen und ermöglichen es den Charakteren, sich mit dem auseinanderzusetzen, was in den vorherigen Staffeln unausgesprochen oder im Chaos des Alltags verschwommen blieb. Es gibt hier kein großes Finale mit Feuerwerk – stattdessen bekommen wir eine sanfte Landung, die Raum für eine Fortsetzung lässt, aber diese nicht erzwingt. Es ist eine stille Kulmination, bei der das Wichtigste nicht ist, was passiert, sondern wer mit wem und in welchem emotionalen Zustand diesen Ort erreicht hat. Wenn es tatsächlich das Ende ist, ist es ein reifes, kohärentes und hoffnungsvolles Ende – ohne Dramatik, aber mit Feingefühl.

Wort zum Abschluss...


Die 4. Staffel von „The Bear” ist nicht so sehr ein großes Comeback, sondern ein leiser Reset – vielleicht die reifste Staffel in der Geschichte der Serie. Anstatt alles auf eine Figur und emotionale Feuerwerke zu setzen, erzählt sie von dem Versuch, gemeinsam zu überleben. Die Serie lernt, Aufmerksamkeit zu teilen, ihren Charakteren zu vertrauen und das Chaos dort loszulassen, wo es nicht mehr nötig ist. Es ist noch keine Revolution – aber vielleicht sollte dieser Schritt vor der Revolution so sein: durchdacht, bewusst, gemeinschaftlich. Wenn „The Bear“ diesen Weg weitergeht, wird es nicht nur überleben – es könnte sogar überraschen.

Die 4. Staffel von „The Bear“ ab dem 25.06.2025 auf Disney+ verfügbar.

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Katarzyna Petru

Journalist, reviewer, and columnist for the "ChooseTV" portal